Montag, 29. September 2014

Schule und Shanghai



Heute ist Samstag. Ich hab schon alles erledigt, was ich zu tun hatte. Ich bin zu faul zum weggehen. Das Internet geht gerade mal wieder nicht, also die perfekte Gelegenheit einen überfälligen Blogeintrag zu schreiben.
Jetzt bin ich seit vier Wochen in Shanghai, aber es fühlt sich eher an wie vier Monate. Unglaublich, dass schon ein Zehntel meiner Zeit in China vorbei ist! Diese Woche bin ich mal wieder mit der U-Bahn in die Innenstadt gefahren und plötzlich ist mir aufgefallen, dass ich den Prozess, der vor kurzem noch total neu und unbekannt war, schon fast automatisiert habe. Ich kenn den Bus zur Metrohaltestelle gut, ich weiß, wo der Eingang ist, ich schiebe meine Tasche automatisch durch die Sicherheitsdurchleuchtemaschine (das ist ein Fachbegriff). Ich lege meine Metrokarte auf den Kartenleser und gehe durch die Ticketbarriere. Ich stell mich an einer der Türen der Glaswand an, die die Gleise vom Bahnsteig trennt. Ich steige in die U-Bahn ein und stell mich in den Mittelgang, wo ich von der Klimaanlage angeblasen werde und schnappe mit einen Sitzplatz, wenn jemand aufsteht. Wenn ich dann allerdings am People’s Square aussteige, bin ich wieder komplett verwirrt und weiß nicht, welchen der 20 (!) Ausgänge ich nehmen soll.
Meine Schule liegt im Putuo District, nordnordwestlich vom Zentrum würde ich sagen. Relativ zentral, aber außerhalb genug, dass man außer meinen Kollegen und mir eigentlich auf keine anderen Ausländer trifft. „Wir“ sind zwei deutsche Lehrer, eine deutsche Freiwillige (Tati), zwei japanische Lehrer und ein britischer Lehrer. Der andere deutsche Lehrer ist schon seit zwölf Jahren in China, er ist älter und hat als einziger eine richtige Lehrerausbildung so weit ich weiß. Unsere Schule ist eine Mittelschule und heißt Ganquan Fremdsprachenmittelschule. Die Schüler sind zwischen elf und achtzehn und lernen hier außer Englisch auch Deutsch, Japanisch, Französisch oder Koreanisch als zweite und/oder dritte Fremdsprache. Die Deutschabteilung besteht außer den deutschen auch aus vier chinesischen Deutschlehrern.

die sechsten bis achten Klassen beim Morgen-Tanz-Kampfsport

meine supersüßen Sechstklässer

 Alle ausländischen Lehrer wohnen auf dem Schulgelände. Meine „Wohnung“ bestet aus einem großen Schlaf- und Wohnzimmer, einem kleinem Bad und einer kleinen Küche. Ich habe als einzige eine Küche, wahrscheinlich, weil ich im E-Mailkontakt vorher danach gefragt habe und sehr traurig war, als es hieß, es gibt keine Küche. Eine nette Überraschung, als ich ankam. Allerdings esse ich meistens mit den anderen Lehrern in der Kantine. Das Essen finde ich super, eigentlich schmeckt mir alles hier. Es gibt in der Kantine natürlich nur chinesisches Essen, also viel Fleisch und Fisch, verschiedene Arten Tofu, verschiedenes Gemüse und immer Reis dazu und eine klare Suppe, die aus der Schüssel getrunken wird. Zum Nachtisch gibt es Joghurt, das man hier aber mit einem kleinen Strohhalm trinkt.
Ich unterrichte zehn Stunden Deutsch und sechs Stunden Englisch in der Woche, mehr Stunden als die chinesischen Lehrer und ich bin auch gut ausgelastet damit. Ich brauche viel Zeit für die Vorbereitung, weil ich selten mit den Lehrbüchern arbeite und viel Material selbst erstelle und zusammensuche. Dafür hab ich nicht so viel Papierkram und Sachen zum Korrigieren, wie die chinesischen Lehrer. Wenn ich am Abend, dann noch Energie habe, gehe ich manchmal mit Tati oder  anderen ausländischen Lehrern in die Stadt, aber meistens bin ich zu müde. Im Moment ist es schwierig, etwas mit Chinesen zu unternehmen. Die Schüler, die ich kenne, sind zu jung und lernen sowieso jeden Tag den ganzen Tag und die chinesischen Lehrer haben auch keine Zeit.
An den Wochenenden erkunden wir Shanghai und nächste Woche gibt es eine Ferienwoche, in der ich in die Provinz Guizhou reisen werde, um eine Freundin zu besuchen, die in Guiyang Englisch unterrichtet. Wegen den Feiertagen waren die Züge so schnell ausgebucht, dass ich für die Rückreise keinen Schlafplatz, sondern nur einen harten Sitzplatz bekommen habe L Vielleicht sollte ich erwähnen, dass die Reise 26 Stunden dauert. Das wird spaßig...

Der Schulleiter lädt die ausländischen Lehrer zu einem "Bankett" ein. Typisch für chinesische Restaurants ist die große Drehplatte in der Mitte des Tisches. Alle Gerichte werden darauf gestellt und geteilt.

Im September ist Mondfest und es werden die traditionellen Mondkuchen gegessen, die mit einer Masse aus Kokosnuss, Grüntee oder roten Bohnen gefüllt sind.
 
Eis aus einer Art grüner Bohne...

In allen Parks wird kräftig Karten gespielt.

ein Museum in Shanghai, das irgendwie haarig aussieht

Tianzifang, eine Viertel mit engen Gassen und ganz vielen kleinen Läden mit Kunsthandwerk und Street Food
 
einer der Läden...


eine Bonbonlabor!

extrem hübsch aber leider zu teuer...

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