Heute ist
Samstag. Ich hab schon alles erledigt, was ich zu tun hatte. Ich bin zu faul
zum weggehen. Das Internet geht gerade mal wieder nicht, also die perfekte
Gelegenheit einen überfälligen Blogeintrag zu schreiben.
Jetzt bin ich
seit vier Wochen in Shanghai, aber es fühlt sich eher an wie vier Monate.
Unglaublich, dass schon ein Zehntel meiner Zeit in China vorbei ist! Diese
Woche bin ich mal wieder mit der U-Bahn in die Innenstadt gefahren und
plötzlich ist mir aufgefallen, dass ich den Prozess, der vor kurzem noch total
neu und unbekannt war, schon fast automatisiert habe. Ich kenn den Bus zur
Metrohaltestelle gut, ich weiß, wo der Eingang ist, ich schiebe meine Tasche
automatisch durch die Sicherheitsdurchleuchtemaschine (das ist ein
Fachbegriff). Ich lege meine Metrokarte auf den Kartenleser und gehe durch die
Ticketbarriere. Ich stell mich an einer der Türen der Glaswand an, die die
Gleise vom Bahnsteig trennt. Ich steige in die U-Bahn ein und stell mich in den
Mittelgang, wo ich von der Klimaanlage angeblasen werde und schnappe mit einen
Sitzplatz, wenn jemand aufsteht. Wenn ich dann allerdings am People’s Square
aussteige, bin ich wieder komplett verwirrt und weiß nicht, welchen der 20 (!)
Ausgänge ich nehmen soll.
Meine Schule
liegt im Putuo District, nordnordwestlich vom Zentrum würde ich sagen. Relativ
zentral, aber außerhalb genug, dass man außer meinen Kollegen und mir
eigentlich auf keine anderen Ausländer trifft. „Wir“ sind zwei deutsche Lehrer,
eine deutsche Freiwillige (Tati), zwei japanische Lehrer und ein britischer
Lehrer. Der andere deutsche Lehrer ist schon seit zwölf Jahren in China, er ist
älter und hat als einziger eine richtige Lehrerausbildung so weit ich weiß.
Unsere Schule ist eine Mittelschule und heißt Ganquan
Fremdsprachenmittelschule. Die Schüler sind zwischen elf und achtzehn und
lernen hier außer Englisch auch Deutsch, Japanisch, Französisch oder Koreanisch
als zweite und/oder dritte Fremdsprache. Die Deutschabteilung besteht außer den
deutschen auch aus vier chinesischen Deutschlehrern.
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die sechsten bis achten Klassen beim Morgen-Tanz-Kampfsport |
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meine supersüßen Sechstklässer |
Alle
ausländischen Lehrer wohnen auf dem Schulgelände. Meine „Wohnung“ bestet aus
einem großen Schlaf- und Wohnzimmer, einem kleinem Bad und einer kleinen Küche.
Ich habe als einzige eine Küche, wahrscheinlich, weil ich im E-Mailkontakt
vorher danach gefragt habe und sehr traurig war, als es hieß, es gibt keine
Küche. Eine nette Überraschung, als ich ankam. Allerdings esse ich meistens mit
den anderen Lehrern in der Kantine. Das Essen finde ich super, eigentlich
schmeckt mir alles hier. Es gibt in der Kantine natürlich nur chinesisches
Essen, also viel Fleisch und Fisch, verschiedene Arten Tofu, verschiedenes
Gemüse und immer Reis dazu und eine klare Suppe, die aus der Schüssel getrunken
wird. Zum Nachtisch gibt es Joghurt, das man hier aber mit einem kleinen
Strohhalm trinkt.
Ich unterrichte
zehn Stunden Deutsch und sechs Stunden Englisch in der Woche, mehr Stunden als
die chinesischen Lehrer und ich bin auch gut ausgelastet damit. Ich brauche
viel Zeit für die Vorbereitung, weil ich selten mit den Lehrbüchern arbeite und
viel Material selbst erstelle und zusammensuche. Dafür hab ich nicht so viel
Papierkram und Sachen zum Korrigieren, wie die chinesischen Lehrer. Wenn ich am
Abend, dann noch Energie habe, gehe ich manchmal mit Tati oder anderen ausländischen Lehrern in die Stadt,
aber meistens bin ich zu müde. Im Moment ist es schwierig, etwas mit Chinesen
zu unternehmen. Die Schüler, die ich kenne, sind zu jung und lernen sowieso
jeden Tag den ganzen Tag und die chinesischen Lehrer haben auch keine Zeit.
An den
Wochenenden erkunden wir Shanghai und nächste Woche gibt es eine Ferienwoche,
in der ich in die Provinz Guizhou reisen werde, um eine Freundin zu besuchen,
die in Guiyang Englisch unterrichtet. Wegen den Feiertagen waren die Züge so
schnell ausgebucht, dass ich für die Rückreise keinen Schlafplatz, sondern nur
einen harten Sitzplatz bekommen habe L Vielleicht sollte ich erwähnen, dass die
Reise 26 Stunden dauert. Das wird spaßig...
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Der Schulleiter lädt die ausländischen Lehrer zu einem "Bankett" ein. Typisch für chinesische Restaurants ist die große Drehplatte in der Mitte des Tisches. Alle Gerichte werden darauf gestellt und geteilt. |
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Im September ist Mondfest und es werden die traditionellen Mondkuchen gegessen, die mit einer Masse aus Kokosnuss, Grüntee oder roten Bohnen gefüllt sind. |
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Eis aus einer Art grüner Bohne... |
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In allen Parks wird kräftig Karten gespielt. |
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ein Museum in Shanghai, das irgendwie haarig aussieht |
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Tianzifang, eine Viertel mit engen Gassen und ganz vielen kleinen Läden mit Kunsthandwerk und Street Food |
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einer der Läden... |
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eine Bonbonlabor! |
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extrem hübsch aber leider zu teuer... |